Ich habe das neue Blutzucker-Messgerät der Firma LifesScan seit zwei Wochen im Einsatz. Nun ist es an der Zeit meine Erfahrungen mit dem OneTouch Verio IQ zu teilen.
Das OneTouch Verio IQ wird vom Hersteller als „Das erste intelligente Blutzucker-Messsystem“ beworben. Ob das Gerät diesem Slogan gerecht wird, erfahrt ihr später.
Weitere Eigenschaften des OneTouch Verio IQ:
- Mustererkennung mit Meldungen auf einem großen Farbdisplay
- Beleuchteter Teststreifeneinschub für Messungen im Dunkeln
- Speicher für 750 Messergebnisse
- Umweltfreundlicher, aufladbarer Akku (bis zu 2 Wochen Standby)
Nach dem Öffnen der Verpackung findet man das Blutzucker-Messgerät zusammen mit der Einstichhilfe und Teststreifen in der mitgelieferten Tasche vor. Besonders gefallen mir die Halterungen für sämtliche Hilfsmittel.
Das Messgerät, Einstichhilfe und Teststreifen werden in eine Halterung aus Plastik geschoben, wodurch sie fest in der Tasche liegen. Die Tasche bietet weiterhin genug Stauraum für Kontrollösung, benutzte Teststreifen, Ersatznadeln und Einstichhilfe.
Das Messgerät besitzt einen großen, farbigen Bildschirm
Nach dem ersten Anschalten, macht das Messgerät durch den Farb-Display gleich einen guten Eindruck. Der Bildschirm ist ausreichend groß, gut ausgeleuchtet und leicht leserlich. Die Einstellungsmöglichkeiten sind überschaubar. Man kann selbstverständlich Uhrzeit und Datum einstellen, die Sprache ändern und die Grenzwerte einstellen.
Weiterhin gibt es die Möglichkeit die Werte zu markieren (Vor dem Essen / Nach dem Essen) und den Alarm für einen hohen oder niedrigen Trend aus- und einzuschalten. Zuletzt kann man sich noch die Chronik der gemessenen Werte anzeigen lassen, inklusive Mittelwerte. Auch die Trends, auf welche ich später eingehe, lassen sich anzeigen.
Leider stellt das Gerät die Werte standartmäßig in mg/dL dar. Eine Option für mmol/l gibt es nicht.
Der erste Messung mit dem OneTouch Verio IQ
Nachdem das Gerät eingestellt wurde, kann auch schon gemessen werden. Hierfür wird wie gewohnt einer der mitgelieferten Teststreifen in das Messgerät geschoben, welches sich dadurch automatisch anschaltet und nach Blut verlangt. Das Pieksen mit der mitgelieferten Einstichhilfe ist sehr sanft. Sie besitzt eine sehr gute Federung, was die Blutabnahme nahezu schmerzlos macht.
Ich bin allgemein, auch nach langen Jahren mit Diabetes, sehr schmerzempfindlich, konnte aber kaum einen Pieks spüren. Negativ aufgefallen ist mir, dass es sehr umständlich ist, die Einstichstärke einzustellen. Man muss mit viel Kraft am vorderen Teil drehen. Dies fiel zumindest mir nicht einfach. Zum Glück stellt man die Stärke in der Regel nicht so oft ein, daher kann ich hier ein Auge zudrücken. Bei mir reicht die Stufe 2 (von 6) um problemlos Blut zu nehmen.
Das Auftragen des Blutes geht sehr komfortabel von Statten. Das Blut wird dem Teststreifen seitlich (entweder von links oder von rechts) zugeführt. Dieser saugt das Blut zuverlässig ein und man kann gut erkennen, ob genug Blut eingezogen wurde. Gut gefallen hat mir, dass sehr wenig Blut benötigt wird (0,4 µl).
Der Teststreifen-Einschub ist beleuchtet. Somit kann man auch ganz einfach im Dunkeln messen. Ich habe das natürlich ausprobiert. Rolladen runter, Licht aus, Gerät an. Die Beleuchtung ist ausreichend hell und man kann somit ziemlich komfortabel auch im Dunkeln messen.
Nach 5 Sekunden ist der Blutzucker ausgewertet und wird gut leserlich dargestellt. Falls man möchte, kann man noch auswählen, ob man vor oder nach einer Mahlzeit gemessen hat. Ich benötige diese Funktion nicht, daher habe ich sie ausgestellt.
Vorsicht ist geboten beim Einführen der Teststreifen, welche übrigens aus Gold gefertigt sind. Da sie sehr sehr flach sind, haften sie häufig mit anderen Teststreifen zusammen. Man sollte also darauf achten, dass man wirklich nur einen Teststreifen aus der Box fischt. Außerdem knicken die vorderen Sensoren leicht um. Wenn man beim Einführen des Teststreifens nicht aufpasst, hat man ihn schnell verbogen.
Natürlich habe ich das Blutzucker-Messgerät mit der passenden Kontrollflüssigkeit (muss extra bestellt werden) geprüft. Der korrekte Messbereich der Kontrollflüssigkeit wird mit 102 – 138 mg/dL angegeben. Mit dem OneTouch Verio IQ erzielte ich einen Kontrollwert von 115 mg/dL. Dies spricht für eine sehr präzise Messgenauigkeit des Gerätes. Sehr praktisch: Das Gerät erkennt automatisch, dass es sich um eine Kontrollmessung handelt und markiert den Wert entsprechend.
Ich bin mit dem Ablauf und dem Ergebnis der Messungen sehr zufrieden. Das Gerät misst den Blutzucker zuverlässig, innerhalb von nur 5 Sekunden. Der Messablauf ist nahezu stressfrei und bequem durchzuführen. Einzig die etwas empfindlichen Teststreifen sind gering zu bemängeln.
Intelligentes Blutzucker-Messsystem? Das steckt hinter dem Werbeslogan
Der Hersteller wirbt damit, dass das Gerät bei jeder Blutzuckermessung nach hohen und niedrigen Blutzuckertrends sucht. Sofern ein Trend gefunden wird, soll man darüber entsprechend informiert werden. Das Gerät geht hierbei folgendermaßen vor: Werden beispielsweise zwischen bestimmten Uhrzeiten wiederholt hohe oder niedrige Werte gefunden, wird man darüber nach dem Messen benachrichtigt.
Ihr Blutzucker scheint um diese Zeit hoch zu sein
Ich weiß nicht so recht was ich von dieser Funktion halten soll. Wirklich intelligent ist sie auf jeden Fall nicht. Jedem Patient, der Tagebuch führt, sollten solche Trends bekannt sein und selbst auffallen. Mir wurde während dem zweiwöchigen Testen kein Trend angezeigt. Das heißt wohl, dass mein Blutzucker ziemlich stabil ist. Dem einen oder anderen mag diese „Intelligenz“ vielleicht nützlich sein. Ich und sicher auch jeder andere Diabetiker, der regelmäßig zum Diabetologen geht und seine Werte im Blick hat, wird hierauf gut verzichten können.
Ein integrierter Akku sorgt für die Stromversorgung
Kommen wir nun zur Stromversorgung. Statt Batterien verfügt das OneTouch Verio IQ über einen starken Akku. Dieser soll laut Hersteller bis zu zwei Wochen nach voller Aufladung halten. Er wird mit dem mitgelieferten USB-Netzteil entweder an der Steckdose oder per Mini-USB-Kabel am PC aufgeladen. Ich habe das Gerät bis jetzt nur einmal aufladen müssen. Den aktuellen Akku-Stand hat man in Form eines Ladebalkens rechts oben am Bildschirm immer im Auge.
Der Akku soll aufgrund der Wiederaufladbarkeit sehr umweltfreundlich sein. Trotzdem bleibt die Frage offen, was mit dem Messgerät passiert, wenn der Akku defekt oder das Messgerät aufgrund langer Betriebszeiten nicht mehr genügend mit Energie versorgt werden kann. Höchstwahrscheinlich ist man dann auf ein Austauschgerät angewiesen und muss das alte entsorgen. Ob der Akku das Gerät umweltfreundlicher macht, ist daher fraglich.
Messergebnisse an den Computer übertragen
Zum Abschluss wollen wir natürlich schauen, wie gut sich das Gerät mit unserem PC versteht. Hierfür stecken wir das mitgelieferte USB-Kabel in Messgerät und Computer. Das Messgerät wird leider nicht sofort erkannt. Es ist nötig, einen Treiber zu installieren.
Ich habe sehr lange und ohne Erfolg nach einem passenden Treiber suchen müssen. Man ist somit darauf angewiesen, die offizielle Software für die OneTouch Geräte zu installieren. Schade, dass diese nicht mitgeliefert wird.
Die sogenannte Diabetes Management Software muss man sich auf der Herstellerseite herunterladen. Sobald die Software installiert ist, wird auch endlich das Messgerät vom Computer erkannt.
Ich benutze zur Auswertung meiner Werte Sidiary von Sinovo. Die Übertragung der Messwerte klappt ohne Probleme. Wenn man möchte, kann man die Diabetes Management Software wieder deinstallieren, der Treiber bleibt trotzdem auf dem Computer gespeichert.
Vor- und Nachteile des OneTouch Verio IQ
- + Schnelles und komfortables Messen
- + Präzise Messwerte
- + mitgelieferte Tasche besitzt Halterungen
- + Messen im Dunkeln möglich
- + Sanfte Blutentnahme
- – Einstichstärke schwer einzustellen
- – Teststreifen sind sehr empfindlich
- – Software und Treiber nicht mitgeliefert
- – Intelligentes Messsystem nicht wirklich intelligent
- – keine Anzeige von mmol/l
Mein Fazit zum OneTouch Verio IQ
Mit dem OneTouch Verio IQ liefert der Hersteller LifeScan ein komfortables und zuverlässiges Messgerät. Es kommt mit sehr wenig Blut aus und liefert präzise Messergebnisse. Und darauf kommt es bei einem guten Messgerät an. Überzeugt hat mich zudem die Tasche mit den Halterungen für die Hilfsmittel sowie die sanfte Einstichhilfe.
Toll finde ich auch, dass man dank der Beleuchtung auch mit wenig Licht gut messen kann. Das Display ist gut lesbar und das Gerät einfach zu bedienen.
Das intelligente Messsystem konnte mich hingegen nicht überzeugen. Ein Durchbruch stellt es jedenfalls nicht dar und kann höchstens als kleine Zugabe betrachtet werden.
Das Messgerät kann ich vor allem jüngeren Diabetikern empfehlen. Um die Messwerte auf den PC zu übertragen, sollte man sich etwas mit der Technik auskennen. Ältere Patienten werden vor allem mit dem Einstellen der Einstich-Stärke ihre Probleme haben. Auch beim Einführen der Teststreifen sollte man eher ein ruhiges Händchen haben. Meine persönliche Altersempfehlung liegt bei 14 bis 50 Jahren.
Ich werde das OneTouch Verio IQ auf jeden Fall weiterhin verwenden. In Sachen Präzision und Handhabung übertrifft es meine vorherigen Messgeräte.