Schon wieder eine Woche vergangen, Zeit unsere Reise in der Geschichte des Diabetes fortzusetzen. Im heutigen Teil der Artikelserie „Die Geschichte des Diabetes“ werden die Jahre zwischen dem 2. Jahrhundert und 1000 nach Christus behandelt.
Teile der Artikel-Serie:
- Die Geschichte des Diabetes Mellitus – Zusammenfassung
- Die Geschichte des Diabetes Mellitus – 1500 v. Chr. bis 600 v. Chr.
- Die Geschichte des Diabetes Mellitus – 100 bis 1000 n. Chr.
- Die Geschichte des Diabetes Mellitus – 1500 bis 1800 n. Chr.
- Die Geschichte des Diabetes Mellitus – 1800 bis 1830 n. Chr.
- Die Geschichte des Diabetes Mellitus – 1800 bis 1890 n. Chr.
Diabetes von 130 bis 200 nach Christus
Der Griechische Arzt Aretaios (Aretäus/Aretaeus of Cappadocia) beschreibt als erster Mediziner die Symptome des Diabetes und gibt der Krankheit ihren heutigen Namen. Das Wort Diabetes ist zu dieser Zeit bereits in Gebrauch. Man leitet es von dem Griechischen Wort „Siphon“ ab. Ein Siphon ist eine „herunter und wieder herauf geführte Rohrleitung, um eine Senke innerhalb eines Aquädukts zu überwinden“.
Aretaios beschreibt die Krankheit sehr detailliert mit den für heute typischen Symptomen. Ich habe einen Teil seiner Niederschriften ins Deutsche übersetzt:
„Diabetes ist einer wundersame Erkrankung, welche nur selten auftaucht. Sie lässt Fleisch und Extremitäten in den Urin abschmelzen. […] Patienten hören nicht auf Wasser zu lassen; der Durchfluss ist unaufhörlich, ähnlich der Öffnung eines Aquädukts.
Die Krankheitsform ist chronisch und es dauert eine Lange Zeit bis sie sich entwickelt. Der Patient hat jedoch eine geringe Lebenserwartung sobald die Krankheit vollkommen ausgebrochen ist. Das Abschmelzen ist rasant, der Tod tritt zügig ein.
Das Leben mit der Krankheit ist grauenvoll und schmerzhaft. Es wird begleitet durch unstillbaren Durst und exzessives Trinken, welches jedoch unverhältnismäßig zu der großen Menge der Urinausscheidung steht […]
Man kann die Patienten nicht vom Drinken oder Wasserlassen abbringen, haben sie jedoch eine Zeit lang nichts getrunken, vertrocknet ihr Mund und Körper. […] Sie sind von Brechreiz, Unruhe und brennendem Durst betroffen […]
Das Wasserlassen ist mit Schmerzen verbunden, das Abmagern ist fürchterlich. Von dem was getrunken wird, fließt nur ein geringer Teil in den Körperkreislauf und ein Großteil des Fleisches wird zusammen mit dem Urin ausgeschieden.“
Frei übersetzt von Quelle: E. J. Leopold, „Aretaeus the Cappadocian“, Annals of Medical History, 2 (1930), 424-35
Diabetes zwischen 129 – 210 nach Christus
Der Griechische Mediziner Galen (u. A. auch: Galenos von Pergamon, Aelius Galenus, Galen) erwähnt die Krankheite Diabetes in einigen seiner Bücher. Er beschreibt sie als selten, er selbst habe sie nur zweimal behandelt. Galen geht davon aus, dass es sich um eine Nierenkrankheit handelt, die Beschwerden bezeichnet er als „Urin-Durchfall“ („Diarrhoea Urinosa“).
Galens irrtümliche Annahme, dass es sich bei Diabetes um eine Nierenerkrankung handle, war noch bis ins 19. Jahrhundert verbreitet!
Diabetes zwischen 980 – 1037 nach Christus
Der Persischer Mediziner und Philosoph Avicenna verfasst umfassende Symptome und beschreibt Diabetes als Primär- oder Sekundär-Auslöser anderer Krankheiten (Wundbrand, Karfunkel, Tubakulose). Außerdem vermerkt er, dass verdunsteter Urin Rückstände, ähnlich wie Honig, zurücklässt.
Aus religiösen Gründen wurden die Forschungsarbeiten von Avicenna und anderen arabischen Philosophen in Europa nicht verbreitet. Die Kirche behauptete, sämtliches Wissen sei in der Bibel zu finden und Experimente seien nicht angebracht.
Hier pausieren wir unsere Reise. Nächste Woche geht es im Jahre 1526 nach Christus mit dem bekannten Mediziner Paracelsus weiter.